GENEALOGIE

Das Geschlecht derer von Eisenecker 


Das Kaufmannsgeschlecht derer (von) Eisenecker leistete im 19 Jhd. einen großen Beitrag zur Entwicklung von Handwerk und Handel in der Stadt Nikolai, poln.Mikolow.  Die Abstammung der großbürgerlichen Kaufmannsfamilie Eisenecker, geht auf einen schwedischen Offizier und  Rittmeister namens Emil von Eysenegge aus Stockholm zurück, der unter dem Schwedenkönig Karl XII. gedient und am Krieg gegen Peter den Großen 1700-1721 teilgenommen hatte. 1733 starb Rittmeister von Eysenegge in Belgrad an der Ruhr und wurde dort von seinem Diener bestattet. Seine Nachkommen ließen sich später unter anderem  in Schlesien nieder.



Bergwerke und eine Kapelle


Im Jahr 1812  waren die Brüder Albert Eisenecker und Andreas Eigentümer das am Marktplatz befindlichen Mietshauses Nr.18. Im Jahr 1827 war der Eigentümer des Mietshauses Marktplatz 19, Gegenwärtig das örtliche Kulturhaus-Dom Kultury, ein Paul Eisenecker. In der Folge erwarb der Kaufmann und Kämmerer, Besitzer von Bergwerkfeldern und Montanindustrieller Ignacy Eisenecker im Jahr 1833 das Haus in der Gliwickiej Str. 7, gegenwärtig Jana Pawla II. Weitere neun Jahre später erwarb er das Mietshaus Nr. 3 am Marktplatz welches der Familie bis zum Jahr 1887 gehörte. Ignacy Eisenecker hatte mehrere Söhne: Tomas, Karol, Hermann, August sowie die Tochter Emilie. Emilie ehelichte später den Bauunternehmer Joseph Vorreiter, den Sohn des Gutsbesitzers Michael Vorreiter.


In der ersten Hälfte des 19 Jhd. betrieb Ignacy Eisenecker Abbau und Förderung von Steinkohle in den folgenden Bergwerken: „Sankt Adalabert“, „ Barbara“,“Mokre“, und „Napoleon“ in Mokre. Außerdem betrieb er im Jahr 1842 In Laziskach Srednich (Mittel Lazisk) zusammen mit dem Fürsten von Pless das Kohlebergwerk „Sankt Anna“. Zudem war er Miteigentümer und Teilhaber der dortigen Bergwerke „ Herzogin Auguste“ und „Alte Glückauf“ ( heute Waleska).


Im Jahr 1846, erhielt der Kaufmann Eisenecker  zusammen mit dem Fürsten Maximilian Jan  Ludwik Sulkowski, die verbriefte Erlaubnis zum Betreiben des Bergwerks „Chelm“ bei Tychy.   Sechs Jahre später, nach dem Tod von I.Eisenecker, hat seine Witwe dieses Bergwerk an den Grafen Hermann von Bohlen veräußert.



Der Adelsbrief


Im Jahre 1794 wütete ein  infernaler Brand in Nikolai-dem schwersten Brand in der Geschichte der Stadt überhaupt, fielen eine  überwiegende Anzahl der Gebäude zum Opfer, darunter die Mehrheit der Häuser der Einwohner, die Schule, das Rathaus, das Spital und schließlich auch das Stadtarchiv. Laut der Familienchronik soll auch der Wappen- bzw. Adelsbrief der Familie Eisenecker hierbei vernichtet worden sein. Ab diesem Augenblick trug ein großer Teil der Familie den Namen Eisenecker. Was wohl aus unbekannten Gründen freiwillg geschah, denn die Möglichkeit der Wiederbeschaffung einer Abschrift der Dokumente war auch damals schon gegeben. Ein in der Schweiz wohnender Zweig als auch ein Teil der schlesischen Familie behielt jedoch den Namen von Eiseneck beziehungsweise von Eisenäcker weiterhin bei.










Das unten aufgeführte Familienwappen der Eisenecker wurde von einem Familienforscher von noch erhalten gebliebenen Porzellangeschirr der Familie abgemalt und soll das Eiseneckerwappen (Fig. 1) darstellen. Im Vergleich dazu das Wappen der Baur v. Eysseneck (Fig. 2).


















Dabei ist es auffällig, dass das Wappen der Eisenecker Ähnlichkeit mit dem Wappen der Frankfurter Patrizierfamilie Baur v. Eyseneck aufweist. Es stellt sich hier die berechtigte und bis dato ungeklärte Frage, wie die später in Schlesien niedergelassene Familie Eisenecker an ein Wappen der Frankfurter Patrizierfamilie Baur v. Eyseneck gekommen ist. Ein denkbare Erklärung könnte sein, dass die Familie an einen Wappenfälscher geraten ist, der sich des Wappens der Frankfurter Patrizierfamilie bediente. Ob Teile der Familie Baur v. Eysseneck aus Frankfurt in die Welt hinausgewandert sind ist bis dato nicht bekannt. Ein unten aufgeführter Auszug in französisch aus einem Forschungsportal beschreibt bzw. blasoniert exakt das Wappen der Frankfurter Patrizier Baur v. Eyseneck und ordnet dieses einer gewissen Anne-Cathrine d’Eyseneck, Tochter des Jean-Adam d’Eyseneck zu-dies könnte zumindest als ein Indiz für die aufgestellte Hypothese dienen.


25/ 27. Anne-Catherine d'Eyseneck [1788-1802], * 26.02.1737 Mayen, fille de Jean-Adam d'Eyseneck, officier de Charles VI, et Marie-Marguerite NN (profession à Clairefontaine 05.11.1758 ; fi. 22.05.1788 -(13.11.1796) -t 25.11.1802 [ = 5 frimaire an X] (64 ans) Luxembourg-Ville [son acte civil de décès reproduit à la p . 229]. Armoiries : «d'or à la barre d'azur chargée de trois fleurs de lys d'argent inclinées dans le sens de la barre» (J0SET (1935), p. 306); LOUTSCH vacat. Bibl.: JosET (1935), p. 306; Monasticon belge V, p. 294-2.


Auffallend dabei ist, dass der Namenszusatz „Baur“ hier nicht mehr geführt wird. Es ist bis dato allerdings nicht hinreichend bekannt, ob und welcher Zweig der Frankfurter Familie Baur v. Eyseneck der ins Ausland ausgewandert, mit denen der Eisenecker aus Schlesien verwandt ist. 


Die Eisenecker Brüder


Wie bereits erwähnt, starb Rittmeister v. Eysenegge in Belgrad an der Ruhr. Indes zog seine Witwe mit ihren vier Söhnen über Budapest nach Wien. Von den vier Brüdern sind nur 3 Namen überliefert, nämlich Heinrich, Michael und Andreas.


Heinrich wurde Angestellter des Marstalls am kaiserlichen Hof in Wien wo er  später als Leibkutscher von Kaiser Joseph II. diente. Er starb 1805. Seine beiden Brüder Michael und Andreas gingen in den österreichischen Militärdienst. Andreas mußte infolge eines Duells seines Bruders Michael außer Landes fliehen. Er ging nach Nicolai in Oberschlesien und heiratete dort. Er starb mit 87. Lebensjahren. Sein Bruder Michael flüchtete nach dem Duell, bei dem er einen Oberst aus Antwerpen niedergestochen hatte, angeblich nach Rußland, wahrscheinlich floh er jedoch nach Frankreich und von dort aus weiter nach Aschaffenburg, wo er als franz. Husarenoffizier im dem Jahr 1778 verstarb.



Das Dorf  Bojszowy Gorne


Diesem bedeutenden Geschlecht gehörte ebenfalls das Dorf „Bojszowy Gorne“ in Oberschlesien, der dort ansässiger Priester entstammte ebenfalls aus der Eiseneckerfamilie-Es war Henryk Eisenecker (1821-1875). Über Henryk Eisenecker finden wir folgenden Eintrag.


Eisenecker Henryk (1821-1875), Pfarrer in Bojszów und Boronów


Er wurde am 6. Januar 1821 geboren. Er war der Sohn eines Kaufmanns und Bergbauunternehmers (Ignacy Eisenecker) aus Mikołów, der das Dorf Bojszowy Górne kaufte. Am 25. Juli 1846 wurde er nach Abschluss seines Theologiestudiums zum Priester geweiht. In den Jahren 1847-1854 war er Pfarrer in Bojszowy. Dank seiner Bemühungen wurde die alte Holzkirche von Bojszów vollständig restauriert (infolge eines Konflikts mit den Patronen der Kirche stellte er selbst alle für den Wiederaufbau der Kirche erforderlichen Materialien zur Verfügung). 1854, P. Eisenecker übernahm die Pfarrei in Boronów im Kreis Lubliniec. Er starb am 09.01.1875. (Quelle: Musioł, Monografia historyczna. Bojszowy. Gmina i parafia, Bojszowy 1968; Schematismus 1849, s. 70; Schematismus 1876, s. 104.)



























"Allerheiligenkirche" in Bojszów (Schlesien) von 1447 in der typischen Schrotholzbauweise Schlesiens 

Fotografie vor 1940.



In den 50er Jahren des 19 Jhd. wurde das Dorf „Bojszowy Gorne“ mit seinen Gütern dann von der Familie Eisenecker an den Herzog von Pless veräußert. In der zweiten Hälfte des 19.Jhd. ließ die Familie Eisenecker dann, die bis heute erhaltene Familiengruft und Grabkapelle erbauen. Diese befindet sich auf dem Friedhof in der Nähe der Kirche des Hl. Wojciech.


In den 20er Jahren des 20 Jhd. erwarb der Pfarrer Alexander Skowronski jene Kapelle für die Pfarrei in Nicolai. In dieser, wurde er nach seinem Tod, beigesetzt. Ebenso wie der Pfarrer Karol Wilk sowie weitere Pfarrer. 



Der Aussschnitt eines Gerichtsprotokolls aus den 50er Jahren des XX . Jhd. zeigt auf, dass das "von" auch weiterhin genutzt wurde (Quelle: Brossok).

(Fig. 1)

(Fig. 2)

Die „Eisenecker Kapelle"  bei der Hl. Wojciech Kirche in Nikolai/Oberschlesien.

Bildmitte-Das ehemalige Eiseneckerhaus am Marktplatz in Nikolai, heutiges "Kultur Haus".

Kohlegrube "Waleska" in den 30-er Jahren des XX.-Jahrhunderts zu deren Mitbegründern Ignatz Eisenecker gehörte.

Das sogenannte „Grüne Haus“ des Ignaz Eisenecker in Nikolai.


Kohlegrube "Waleska", heute Steinkohlenbergwerk "Bolesław Śmiały".

Verwandschaften


Aus dem weit verzweigten Kaufmannsgeschlecht der Eisenecker aus Nicolai gingen durch Abstammung oder Einheirat direkte und indirekte familiäre Zweige mit teilwiese unterschiedlichen Namen hervor. Hier seien neben der bereits angeführten Familie Vorreiter,  die Familie Glatzela, Ganczarski und Brossok zu erwähnen.  


Glatzel'a und Ganczarski


Ludwik Glatzel’a schrieb die Chronik der Familie Glatzel’a. Jerzy Glatzel’a bewirtschaftete folgende Ortschaften: Lissek, Neudorf, Drzymierz, Zytten und Lukow. Dort hatte er das Braurecht für Bier, Brennrecht für Cognac, Schankrecht, Schlacht und Backrecht. Er war der Schwager von Josef Ganczarski, dessen zweite Frau Franziska Glatzel’a wurde. Aus dieser Ehe sind Neun Kinder hervorgegangen. Das zweite Kind, die Tochter Helena ( geb. 23.05.1825) ehelichte Karol Eisenecker (Sohn des Ignatz) –Witwer und bergmännischer Schichtmeister. Ihre Hochzeit fand 1850 im Reich Lissek, unweit von Rybnik statt. Helena starb 1898 in Nikolai (Mikolow), höchstwahrscheinlich wurde sie in der Kapelle auf dem Friedhof bei der Hl. Wojciech Kirche beigesetzt. Die sechste Tochter in der Kindereihe des Josef Ganczarski und Franziskas Glatzel’a-Paulina, ehelichte den 32 jährigen Tomas Eisenecker, den Bruder von Karol. Aus dieser Ehe sind Sechs Kinder hervorgegangen: Jadwiga, die Zwillinge Robert und Franz, Margareta, Elizabeta, Paulina. Jozef Ganczarski, Besitzer freier Güter in Lissek, starb 1864. Nach seinem frühen Tod erbten seine Geschwister das Vermögen: Helene Eisenecker, Marie Vogt, Pauline Eisenecker sowie Karol Ganczarski.


Karol


Kehren wir zurück zu Karol Eisenecker, 1848 ehelichte er die 24jährige Frani Abrachamczyk aus Nikolai. Ein Jahr später kam deren Sohn Karol Anton zur Welt. Jedoch verstarb Frani nach der Geburt. Karol Anton wurde Doktor des Rechts und arbeitete als Prokurator. Er strab 1884 in Braunfeld (Deutschland). Karol Eisenecker (Senior) förderte aus dem Kohlefeld des Bergwerks „Mokre“ im Jahre 1849 Kohle. Mit seiner zweiten Ehefrau Helene bewohnte er das Haus am Marktplatz 3. Aus dieser Ehe sind 10 Kinder hervorgegangen.


Oskar


Im Jahr 1856 heiratete der Kaufmann August Eisenecker Emilie aus dem Hause von Schweinichen aus Pless (Pszczyna). Sie hatten zusammen 5 Kinder: Richard, Walerie, Marie, Oskar, Pelagia. Im Jahr 1907 erwarb Oskar- Kaufmann und Drogist- vom Seifenhersteller Hermann Jacobowitza ein Haus am Marktplatz , in dem er wahrscheinlich Seife hergestellt hatte. Im Jahr 1919 verkaufte er das Haus an den Kaufmann Karol Lenhart. Er war mit Elizabeth geb. Klement verheiratet. Sie hatten einen Sohn Jan- dieser Starb 1941  im Alter von 25 Jahren während seines Dienstes in der Wehrmacht. Oskar starb im Mai 1937 im Alter von 72 Jahren. Bestattet wurde er an der rechten Seite der Kapelle auf dem Friedhof der Hl. Wojciech Kirche.


Andreas von Jerin


Die Familie Eisenecker war ebenfalls mit dem Geschlecht derer von Jerin verschwägert. Ein bedeutender Vertreter dieses Geschlecht war Andreas von Jerin-kaiserlicher Gesandter und Fürstbischof von Breslau.


Portrait Andreas von Jerin-kaiserlicher Gesandter und Fürstbischof von Breslau.

Verwandschaften der Familie Eiseneecker samt Wappemtafeln

von Jerin

Eigenes Wappen

Brossok

Eigenes Wappen

von Schweinichen

Eigenes Wappen

Vorreiter

Wappen Bozezdarz II

Wieczorek

Wappen Bozezdarz

Janota

Wappen Nowina

Roj

Wappen Rejtan